Was ist Taijiquan, was ist Kungfu?
Tai Chi (= Tai Chi Chuan, Taijiquan) ist eine chinesische Kampf- und Bewegungskunst. Kungfu (= Gongfu) ist wie Wushu ein Oberbegriff für die chinesischen Kampfkünste. Taijiquan ist also ein Kungfu-Stil (so wie Karate, Judô oder Aikidô Budô-Stile sind).
Kann ich Tai Chi und Karate gemeinsam üben?
Ja das kann man. Immer wieder haben Karateka sich auch mit anderen Kampfkünsten beschäftigt, oder ergänzend zum Karate noch eine andere Kampfkunst trainiert. Einer der bekanntesten Karate-Meister der Neuzeit, der Taijiquan praktizierte, war dabei Hirokazu Kanazawa.
Wie kann Tai Chi mein Karate verbessern?
Im Unterschied zum Karate, welches in der Regel überwiegend schnell praktiziert wird, wird im Taijiquan überwiegend langsam geübt. Der Übende lernt so, sich intensiver mit Bewegungen und Ständen auseinanderzusetzen. Diese neuen motorischen und kognitiven Herausforderungen führen auch zu einem verbesserten Verständnis der aus dem Karate bekannten Bewegungsabläufe.
Ist tuishou dasselbe wie kakie?
Die Antwort lautet: „Es kommt drauf an.“ Sowohl unter tuishou wie auch unter kakie sind eine Vielzahl an Übungen und Übungsmethoden versammelt. Das Spektrum reicht von einfachen Sensitiv- und Kontaktübungen bis hin zu halbfreien oder freien Auseinandersetzungen (Tuishou-Wettkämpfe). Es gibt Varianten mit einer Hand und mit beiden Händen; im festen Stand, mit festgelegter Schrittfolge oder mit freien Schritten. Auch die Zielsetzungen und die Stellung im Gesamtgebäude können sich unterscheiden; deshalb muss immer genau geschaut werden, welche zwei Übungsweisen man miteinander vergleichen möchte.
Was ist das Besondere am hier unterrichteten Taijiquan?
Es gibt eine große Fülle an Taijiquan-Stilen; ähnlich wie im Karate. Die Zielsetzungen der Übenden und die in einer Linie übermittelten Inhalte sind dabei zum Teil höchst unterschiedlich. Das Chen Taijiquan des Kleinen Rahmens besticht durch ein von Anfang bis Ende stimmiges, detailliertes und ausgesprochen tiefgründiges Lehrgebäude.
Wie viele (waffenlose) Formen gibt es im Taijiquan?
Das ist unterschiedlich, je nach Stil. Grundsätzlich gibt es aber in den Taijiquan-Stilen deutlich weniger Formen (Taolu) als Kata im Karate. Allerdings sind die Formen meist um einiges länger als eine Kata. Im Chen-Familienstil meiner Linie üben wir die zwei traditionellen Langformen Yilu („Erste Straße“) und Erlu („Zweite Straße“) bzw. Paochui („Kanonenfaust“). Zum Einstieg in das traditionelle Taijiquan-Training und für Übende, die nicht so viel Zeit in das Training investieren möchten, wird die deutlich kürzere Sizheng-Taijiquan-Form gelehrt.
Gibt es im Taijiquan Schläge und Tritte?
Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob Taijiquan eher als Ringkampf-System zu verstehen ist, oder als boxerisch-schlagender Stil. Das kommt dann natürlich auch sehr stark auf die individuelle Überlieferung an. In der Linie welche ich lernen darf, halten sich ringerische Elemente und Stöße bzw. Schläge (mit der Faust, dem Ellbogen und anderen Körperteilen) etwa die Waage.
Was ist die „Stehende Säule“?
Ganz allgemein bezeichnet „Stehende Säule“ (zhan zhuang) das Stehen in einer bestimmten Position oder Körperhaltung als Übung. Dabei können in der einfachsten Stellung im schulterbreiten Stand die Arme nach unten hängen oder auf Schulterhöhe gehalten werden, als ob man etwas tragen oder umarmen würde. Einfach nur langes Stehen als Ausdauer- oder Willenstraining ist allerdings kaum zielführend. Wenn man Stehende Säule übt sollte man sich darüber klar sein, was man damit üben möchte. Die Dauer des Stehens beträgt in der Regel wenige Minuten. Dass sehr langes Stehen (30 min, 60 min oder mehr) eine traditionelle und quasi unverzichtbare Übungsform im Taijiquan ist, ist historisch nicht richtig.
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